Kloster Gnadenthal - Zisterzienserorden

Geschichte

 

Die Klostergemeinschaft Gnadenthal entstand im 13. Jahrhundert aus einer Beginengruppe. Erstmals erwähnt wird die Gnadenthaler Gemeinschaft 1275. Schon im Jahr 1282 wurde die Siedlung in Gnadenthal von der Pfarrei Niederwil losgelöst. Daraus schliesst man, dass die Siedlung stark gewachsen sein muss. Die Aufnahme in den Zisterzienserorden erfolgte am 17. September 1394 durch das Generalkapitel in Cîteaux. Gnadenthal wurde nach dieser Aufnahme zu einem vollwertigen Kloster mit einer Äbtissin an der Spitze. Das Männerkloster Wettingen wurde zur Mutterabtei Gnadenthals erklärt und hatte die Aufgabe, die Seelsorge und die Aufsicht über Gnadenthal wahrzunehmen.

 

Das Kloster schaffte einen raschen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg. Die Nonnen erwarben in der Region einen grossen Grundbesitz, auf dem Hof Heitersberg die niedere Gerichtsbarkeit sowie in Bremgarten und später in Mellingen sogar das Burgrecht. 1432 wurde das Kloster erstmals von einem Brand heimgesucht. Die Reformation bewog zwar viele Schwestern zum Austritt, doch das Kloster wurde nie aufgehoben.

 

Die Krisenzeit für Gnadenthal setzte 1608 mit dem zweiten Klosterbrand ein. Er zerstörte praktisch die ganze Anlage. Nach dem Wiederaufbau bestimmten Misswirtschaft und hohe Schulden das Klosterleben. Ein Lichtblick bot erst die Paramentstickerei. Um 1700 konnten die Nonnen dieses Handwerk überregional vermarkten und so Geld verdienen. Der Zweite Villmergerkrieg 1712 machte diesen kurzen Aufschwung aber brutal zunichte, als Truppen aus Bern und Zürich das Kloster plünderten. Die dabei erlittenen Verluste zwangen das Kloster zu harten Sparmassnahmen (ab 1761 wurde z.B. das Amt der Äbtissin nicht mehr besetzt und eine Zeit lang keine Novizin mehr zugelassen) und zur Aufnahme von Darlehen.

 

Im 19. Jahrhundert ereilte Gnadenthal dasselbe Schicksal wie die meisten aargauischen Klöster. 1841 wurde es aufgehoben, als Frauenkloster zwei Jahre später aber wieder belebt. Die Aufnahme von Novizen war aber nach wie vor untersagt. Als 1876 der Kulturkampf das politische Geschehen beherrschte, hob der Kanton das Kloster endgültig auf und verkaufte die Gebäude an das Unternehmen Eschmann-Merhart, das darin eine Tabakfabrik gründete. Da diese aber nicht den erhofften Gewinn brachte, wurde die Liegenschaft 1894 an eine Gruppe, bestehend aus Pfarrer A. Döbeli, Dekan J. Nietlispach und Arzt Pestalozzi-Pfyffer, verkauft. Diese gründeten eine Pflegeanstalt, die heute noch unter dem Namen „Reusspark“ im Kloster beheimatet ist.