Kloster Gnadenthal - Zisterzienserorden

Klosterkirche

 

Die Kirche heute ist ein Produkt aus einem Vierphasenbau. Die ersten zwei Gebäude fielen jeweils einem Brand zum Opfer und die dritte Version wurde im Jahr 1687 aufgrund der aufkommenden Wallfahrt um eine Apsis erweitert. Von einer Zisterzienserkirche haben wir eine genaue Vorstellung, was das Aussehen und die Gliederung der Kirche betrifft. Diese Kirche widerspricht jedoch einigen Regeln. Übereinstimmend ist, dass wir zuvorderst einen Altarraum in der Apsis haben. Anstatt des Nonnenchors schliesst aber der Laienbereich mit der Kanzel an das Sanktuarium an. Der Chor befand sich zuerst direkt beim Eingang unter der Empore, wurde aber von 1821-1824 auf die Empore versetzt und der Bereich darunter den Laienschwestern zur Verfügung gestellt.

 

Die Kirche ist ein einschiffiger, von einer Rundtonne überdeckter Bau. Das Licht dringt durch die Rundbogenfenster der Südwand, deren Gegenstücke die Gemälde des bekannten Aargauer Malers Johann Georg Wiederkehr (1647-1727) an der nördlichen Wand bilden, in den Raum. Sie zeigen wichtige Figuren der Ordens- und Klostergeschichte. Die beiden Wände führen den Blick zur Apsis, zu den drei Altären aus dem 18. Jahrhundert. Sie stammen alle aus der Werkstatt des Franz Xaver und seines Sohnes Caspar Josef Wiederkehr. Der mächtigste Altar, der Hochaltar, zeigt uns, wie dem wichtigsten Vertreter des Zisterzienserordens, hl. Bernhard von Clairvaux, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind erscheint, überhöht von der Dreifaltigkeit Gottes (symbolisiert durch das Dreieck). Über dem Altarbild wacht die Taube, das Symbol für den Heiligen Geist, worüber schliesslich das Wappen des Stifters, Abt Gerold I. Haimb von Muri, thront. Die beiden Seitenaltäre haben denselben Grundaufbau. Zuoberst steht das Wappen des Stifters gefolgt vom Herzen Marias und dem Altargemälde. Der rechte Seitenaltar, gestiftet vom Wettinger Abt Peter Kälin, ist aber speziell, weil er die Reliquien der Katakombenheiligen Justa im Altarschrein aufbewahrt. Das Altarbild zeigt dem entsprechend die heilige Justa und die typischen Symbole für eine Katakombenheilige, Schwert(Folterinstrument) und Palme (Siegessymbol). Der linke Seitenaltar, gestiftet von Abt Robert Balthasar von St. Urban, zeigt ein Martyrium, wahrscheinlich die Enthauptung Johannes des Täufers. Dieses Bild beeindruckt durch sein Spiel mit den hellen und dunklen Elementen und wird jeden Betrachter in den Bann seines Mysteriums ziehen. Ein weiteres Kunstwerk in der Kirche ist die um 1687 entstandene Kanzel an der Nordwand. Speziell sind hier die realistischen Figuren der vier Evangelisten, hergestellt vom bekannten Zuger Künstler Johann Baptist Wickart (1635-1705).

 

Die Einrichtung der Kirche gibt also wie schon jene der Klosterräume den zisterziensischen Geist nach der Reformation wieder. Der einst auf strenge Armut und harte Askese ausgerichtete Orden folgte nun der neuen nachtridentinischen Theologie der römisch-katholischen Kirche und gibt sich der reichen, schmuckvollen Kunst der Renaissance und des Barock hin.

Apsis der Klosterkirche